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Medizin-Nobelpreisträger erforscht neue Zusammenhänge von rotem Fleisch, Milch und Krebs

Rotes, verarbeitetes Fleisch wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO in der selben Kategorie der karzinogenen Stoffe geführt, wie Rauchen oder Astbest. Schon lange ist bekannt, dass ein Konsum von rotem Fleisch zu einem erhöhten Risiko für Darmkrebs führt.
Bereits 2016 forschte Medizin Nobelpreisträger Harald zur Hausen an den Zusammenhängen von Krebserkrankungen und viralen Bestandteilen in Milch und Rindfleisch und entdeckte dabei eher zufällig, dass auch multipler Sklerose dadurch ausgelöst werden könnte. Aber auch in seinem ursprünglichen Forschungsthema entdeckte er bisher unbekannte Zusammenhänge.

Bisher galt vor allem das Rösten, Braten und Grillen vom sogenannten “roten Fleisch” als kritisch, weil bei diesem Vorgang eine Reihe von chemischen Schadstoffen – vor allem aromatische Hydrocarbone – entsteht. Im Labor erkrankten Mäuse, denen man diese Stoffe in größerer Menge spritzte an Krebs.
Zur Hausen allerdings stieß bei seinen Recherchen auf Unstimmigkeiten wie zum Beispiel der Tatsache, dass in Ländern wie der Mongolei außerordentlich niedrige Krebsraten herrschen, obwohl dort sehr viel rotes, geröstet, gebraten und zum Teil auch luftgetrocknetes Fleisch verzehrt wird.
Eine weitere Unstimmigkeit fand er im asiatischen Raum. Auch in Japan und Korea herrschten ursprünglich sehr niedrige Krebsraten. Dieses änderte sich etwa 20 Jahre nach dem 2. Weltkrieg bzw. nach dem Koreakrieg. Der steile Anstieg der Krebsraten ging einher mit dem Anstieg der Fleischimporte.
In der Folge fand zur Hausen heraus, dass nicht “rotes Fleisch” pauschal ein erhöhtes  Krebsrisiko birgt, sondern vor allem das rote Fleisch europäischer Milchrinder. Er verglich Seren der Tiere mit Proben verschiedener Molkereiprodukte aus dem Supermarkt und fand kleine ringförmige Moleküle, die in beiden Materialien vorlagen und zwei sehr prägnante Merkmale aufwiesen:
Zum einen ähnelten sie von ihrer Art extrem Chromosomen-Elementen von Bakterien, sogenannten Plasmiden. Weiterhin konnte die Forschungsgruppe um zur Hausen sie einer expliziten Gruppe von Plasmiden zuordnen. Der Verdacht der Forscher: Es handelt sich um Verunreinigungen, über die häufig von Tumor-Materialien berichtet wurde.

Bei der genaueren Untersuchung der Moleküle wurden diese ebenfalls im menschlichen Dickdarm in unmittelbarer Nähe jender Zellen gefunden, die zu Krebszellen mutieren. Zur Hausen beschreibt das beobachtetet wie folgt: “Ähnlich wie beim Hepathitis-C bedingten Leberkrebs liegen Entzündungserscheinungen vor, die zu Sauerstoffradikalen führen, die wiederum ihrerseits Mutationen – also Veränderungen im Erbgut der Zellen – auslösen”.
Er nennt die Erreger “Bovine Meat and Milk Factors” (BMMF), welche sowohl bei gesunden als auch kranken Menschen nachweisbar sind. Dieses führt er darauf zurück, dass die Infektion häufig bereits im frühen Kindesalter durch die Gabe von Kuhmilchprodukten erfolgt.
Seiner Hypothese zufolge können die BMMFs in der Folge chronische Entzündungen verursachen, die das Risiko an Krebs zu erkranken signifikant erhöhen indem sie einen Prozess einleiten, der sich Jahre bis Jahrzehnte ziehen kann.
Während des Prozesses entstehen immer wieder neue, zufällige Mutationen, welche sich stark vermehren und durch die starke Vermehrung die Basis für eine Krebserkrankung legen. Dieses gilt insbesondere für Dickdarm-, wahrscheinlich auch für Brust- und Prostatakrebs.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum vermutetet, dass ein noch nicht ausgereiftes Immunsystem bei Säuglingen die Infektion begünstigt und rät daher, Säuglinge nicht zu früh mit Kuhmilch zu ernähren und mindestens 12 Monate zu stillen. Je ausgeprägter das Immunsystem, desto geringer schätzt zur Hausen das Risiko einer Infektion ein.
Die vermutete Durchseuchungsquote liegt entsprechend hoch, führt aber nicht zwangsläufig zu einer Krebserkrankung. Der Vorstufe – den entzündlichen Veränderungen – kann und sollte man aber dennoch entsprechend begegnen und sein Leben und vor allem seine Ernährung so gestalten. Grundsätzlich empfiehlt es sich, viele entzündungshemmende Nahrungsmittel in den Speiseplan einzubauen.

Quellen:
https://help2check.me/wp-content/uploads/2019/09/zur_Hausen_Forschung_Krebs_Milch.pdf
https://help2check.me/wp-content/uploads/2019/09/Interview-l-Forschung-Krebsauslöser-in-Fleisch-und-Milch-rbb.pdf