help2check.me

Zweitmeinungen können Fehldiagnosen vermeiden

Im September 2019 wurde der Fall eines 60-jährigen Pathologen bekannt, gegen den in 26 Fällen wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt wird. Der Pathologe hatte im Auftrag verschiedener Krankenhäuser Gewebeproben von Menschen untersucht, bei denen der Verdacht einer Krebserkrankung bestand. Auf Basis seines pathologischen Befundes, wurden die Patienten und Patientinnen im Anschluss operiert – wie sich anschließend herausstellte, obwohl sie nicht an Krebs erkrankt waren.
In einzelnen Fällen entscheiden sich Menschen, mit Ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit zu gehen um auf das Risiko einer Fehldiagnose hinzuweisen.  Kathrin Schwarzenbacher bekam im Alter von 27 Jahren eine (falsche) Krebsdiagnose, welche mit 6 Zyklen Chemotherapie behandelt wurden. Der Doppelhochdosischmotherie, die sie in der Folge aufgrund eines diagnostizierten Rezidivs erhalten sollte lehnte sie ab, weil ihr Lebensgefährte (Arzt, aber kein Onkologe) Unstimmigkeiten in der Diagnose u.a. aufgrund mangelnder B-Symptome fand.
Auch die Britin Sarah Boyle muss mit den Konsequenzen einer Fehldiagnose leben. Sie wurde im Alter von 25 Jahren aufgrund einer falschen Brustkrebsdiagnose zunächst mit einer Chemotherapie behandelt. Am Anschluss dieser Behandlung wurden ihr die Brüste amputiert.
Nach einer Untersuchung des “Journal of Evaluation in Clinical Practice” im Jahr 2017 liegen Ärzte*innen bei mehr als 20 Prozent ihrer Diagnosen daneben. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher*innen um James Naessens. Diese hatten für die Erhebung Patientendaten der Mayo Clinic im US-Bundesstaat Minnesota analysiert und untersuchten, bei wie vielen Diagnosen der 286 an das Krankenhaus überwiesenen Menschen mit Erkrankung sich die Mediziner*innen getäuscht hatten.
In nur zwölf Prozent (36 Fälle) waren die zuerst gestellten Diagnosen mit denen der Klinikärzte die die Zweituntersuchung machten deckungsgleich. In 66 Prozent der Fälle (188 Patienten) war die Grundtendenz korrekt, die Diagnose konnte aber noch deutlich präzisiert werden. Und in 21 Prozent der Fälle (62 Patienten) – also bei etwa jedem Fünften – stellten die Mediziner*innen eine ganz andere Diagnose als die, mit der die Patienten und Patientinnen in die Klinik gekommen waren.
Das Ergebnis dieser eher kleinen Untersuchung wird durch die Zahlen einer im jahr 2008 durchgeführten großen Metastudie gestützt, die eine Fehldiagnosequote von 15% aufwies.
Bedingt durch die hohe Anzahl der Patienten die ein*e Arzt/Ärztin versorgen muss, sowie die Abrechnungsmodalitäten der Krankenkassen durch die Ärzte nicht unbedingt belohnt werden, wenn sie sich überdurchschnittlich viel Zeit für Patienten und eine Diagnosestellung nehmen wird das Risiko von Fehldiagnosen zusätzlich erhöht.

Besonders, wenn zu einer radikalen Maßnahme wie einer Chemotherapie, einer Operation oder ähnlichem geraten wird und / oder eine Therapie nicht anzuschlagen scheint ist eine Zweitmeinung besonders zu empfehlen. Auch das Vertrauen in das eigene Körpergefühl wird sehr häufig unterschätzt weil wir über die Jahre oft verlernt haben, auf unseren Instinkt und unser Bauchgefühl zu hören, dabei ist es genau das, was unser Überleben über tausende Jahre sichergestellt hat. Ist eine Operation oder Chemotherapie erst einmal durchgeführt, kann der Ursprungszustand nie wieder hergestellt werden und im schlimmsten Fall ist die eigentliche Ursache der Erkrankung noch nicht behoben.

Für Menschen mit einer Krebsdiagnose, die eine alternative zweite Meinung suchen, ist die Gesellschaft für biologische Krebsabwehr e.V. (www.biokrebs.de) eine gute Anlaufstation. Dort beraten Ärzte/Ärztinnen im Namen der Gesellschaft telefonisch oder persönlich und können durch eine umfangreiche Therapeut*innenkartei bei der Suche nach einem Arzt/Ärztin für eine Zweitmeinung oder Therapie behilflich sein.