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Meine Krankheit, mein Körper, meine Verantwortung, mein Einfluss

Obwohl meine eigenen Erkrankungen mittlerweile fünf bzw. vier Jahre her sind, habe ich durch dieses Projekt täglich mit dem Thema “Krebs” bzw. Menschen, die daran erkrankt sind, zu tun.
Gerade in sozialen Netzwerken differenziere ich sehr, welchen Gruppen ich mich anschließe bzw. welche Beiträge ich verfolge und konzentriere mich auf die, die “Krebs” nicht als Feind ansehen, sondern sich mit der Fragestellung “was kann ich selber tun” beschäftigen und über mögliche Lösungen informieren.

Bereits bei meiner ersten Diagnose habe ich mir nie im Sinne einer Ungerechtigkeit die Frage gestellt “warum ich?!”, sondern die Tatsache akzeptiert, dass es mich getroffen hatte. Es gab für diesen Krebs gute chemotherapeutische Erfolge und dementsprechend speicherte ich die Exceldatei, in der ich meine Therapietage und Untersuchungen dokumentierte, unter dem Namen “Kreuzbandkrebs” ab. Dieser Name entstand in Anlehnung an einen Kreuzbandriss, den ich mir 2012 zugezogen hatte, und der Annahme, dass ich genauso viel Zeit benötigen würde vom Krebs zu genesen, wie für den Kreuzbandriss. Ich bin von Grund auf optimistisch, war total überzeugt von der Therapie und dementsprechend positiv eingestellt.
Heute sehe ich meine erste Erkrankung nicht als Zufall, sondern als das Ergebnis dessen, was ich meinem Körper über Jahre zugemutet hatte. Ich habe keine Schuldgefühle, aber Vieles ist mir klar.
Diese Klarheit bekam ich aber erst, als ich vor der Entscheidung stand, bei meiner zweiten Diagnose erneut eine Chemotherapie machen zu sollen. Ich kann es nicht erklären, aber ich hatte nie Angst vor dem Krebs, weder bei der ersten noch bei der zweiten Diagnose. Beim ersten Mal hatte ich keine Angst vor der Krankheit, weil ich so großes Vertrauen in die Ärzte und die Therapie, die sie mir empfahlen, hatte. Nach den 6 Zyklen BEACOPP esc., die ich bei der ersten Erkrankung verabreicht bekommen hatte, und den daraus resultierenden Neben- und Folgewirkungen, saß ich vor meinem Arzt und hatte vor der Therapie mehr Angst als vor der Erkrankung und den prognostizierten Folgen.
In dieser Zeit reflektierte ich viel, wie mein Leben in den Jahren vor der Erkrankung war und wieviel ich – abgesehen von den Chemoinfusionen – proaktiv dafür getan hatte, um meinem Körper zu helfen gesund zu werden. Es war nicht viel. Im Gegenteil. Wegen meiner Selbstständigkeit hatte ich vom Krankenbett aus gearbeitet und auch eine Kur gönnte ich meinem Körper nicht.
Heute sehe ich meinen ersten Krebs als einen Tritt vors Schienbein, der mich zwar kurz ins Straucheln gebracht hat, aber nicht feste genug war, um zu merken, dass es so nicht weiter gehen kann. Dieser “Aha-Effekt” trat für mich erst ein, als der Krebs zurück war. Größer, mit mehr befallenen Stellen und schneller wachsend. Ich bin sehr dankbar, dass ich damals erkannt habe, dass der Schlüssel für mich darin lag, dass ich etwas ändern muss, damit sich etwas ändert.

Oft lese ich im Internet “Krebs ist ein Arschloch” oder “Fuck cancer”. Ich hatte diese Gedanken nie und sie waren auch nie Teil meiner Herangehensweise, denn sie geben der Krankheit bzw. Situation viel Macht und mir gleichzeitig das Gefühl, hilflos ausgeliefert zu sein. Ein Gefühl, dass ich noch nie leiden konnte. Das war der Hauptgrund dafür, dass ich etwas durchgehalten habe, das ich nie für möglich gehalten hätte: Eine komplette Änderung meiner Gewohnheiten und vor allem meiner Ernährung.

=> Was ich oben beschreibe, ist meine persönliche Einstellung und Sicht auf das Thema und den Umgang damit.
Ich war grundsätzlich (zum Leidwesen meiner Eltern) schon immer ein recht eigensinniger Mensch. In Bezug auf meinen Körper und meine Gesundheit hat sich mein Bedürfnis, möglichst viel selbst zu bestimmen und durch mein eigenes Verhalten zu beeinflussen. Durch die z.T. sehr schmerzhaften Erfahrungen während der Therapie und die Erfahrungen, mit dem, was ich gezwungener Maßen mit der zweiten Erkrankung gelernt habe, noch verstärkt.
Nur weil es für mich die passende Herangehensweise ist, mit der ich mich wohl fühle, passt diese noch lange nicht für jeden.
Mit der Webseite im Ganzen und dem heutigen Post im Speziellen möchte ich einfach dazu einladen, die Erkrankung nicht als Feind zu sehen, den man bekämpfen muss, sondern als ohrenbetäubendes Alarmsignal des Körpers, dass wir dringend tätig werden und uns um uns und unsere Gesundheit kümmern müssen.

Habt einen sonnigen Abend!